Spektrum.de – Wie die Sprache das Denken deformiert

Linguistik: Wie die Sprache das Denken formt – Spektrum.de.

Welch ein Wunder! – Die Sprache formt das Denken! – Aber so neu ist, wie auch aus dem Atikel selbst ersichtlich,  diese Erkenntnis nicht. – Nur ihre „offizielle Anerkennung“ durch „Die Wissenschaft“.

Ich machte sie mir vor mehr als 12 Jahren zunutze, als ich mich auf die Suche nach den Prinzipien der Evolution machte:

Die Einleitung des Kapitels „das fünfte Element“ lautet wie folgt:

1859 landete Charles Darwin mit seinem Werk „Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl“ einen Volltreffer. Er wirbelte die gottgewollte Ordnung der Geschöpfe dermaßen durcheinander, daß der Kampf ums Dasein zwischen Evolutionisten und Kreationisten bis zum heutigen Tage fortdauert.

Allerdings sind Darwin und seine wissenschaftlichen Erben an dem erwähnten Theorienstreit nicht ganz unschuldig. Die Evolutionstheorie ist nämlich nicht ganz vollständig und – ich möchte es so ausdrücken – mit der falschen Rollenverteilung formuliert.

Ich werde Ihnen meinen Standpunkt in aller Ruhe darlegen, und das geht am besten bei einer guten Tasse Kaffee. Ich setze voraus, daß Sie eine Kaffemaschine besitzen; ich möchte Sie in die Küche begleiten, denn bereits Ihre Kaffeemaschine weiß Erstaunliches über die Evolution zu be-ichten.

Wenn Sie Kaffee zubereiten, schütten Sie Wasser in den Tank und geben Kaffeemehl in den Filter. Sie werden feststellen, daß sich in Ihrem Filter ein kleiner Hügel gebildet hat. Das aber ist im Moment nicht so wichtig. Wichtiger ist vielmehr, daß Sie sich anschicken, als Gesetzgeber zu fungieren. Wenn Sie die Kaffeemaschine nämlich einschalten, setzen Sie das Ohmsche Gesetz in Kraft.

Das Ohmsche Gesetz regelt bekanntlich die Beziehungen zwischen Span- nung, Strom und Widerstand im geschlossenen Stromkreis. Das Ohmsche Gesetz beherrscht alle Stromkreise dieser Welt, eine Taschenlampe eben- so wie ein Auto; Ihre Kaffemaschine, auch die Hardware eines Compu- ters. Das Ohmsche Gesetz regiert also alle mit elektrischem Strom betriebenen Geräte, aber nicht ein einziges davon ließe sich aus diesem Gesetz herleiten. Alle elektrischen Geräte sind Produkte menschlichen Erfindungsreichtums, die das Ohmsche Gesetz zuläßt. Das Internet gehört ebenso dazu wie der elektrische Stuhl.

Beleuchten wir unter diesem Aspekt Ihre Kaffeemaschine ein wenig genauer. Deren Hauptelement ist die Heizspirale, ein Widerstand. Ihr Sohn ist ein Physikfan, er hat ihre Kaffeemaschine mit Meßinstrumenten ver- bunden, jeweils eines für die Stromstärke und eines für die Spannung. Leider hat Ihr Sohn vergessen, die Anzeigen mit Skalen und Maßeinheiten zu versehen. Wenn Sie nun Kaffee machen wollen, werden Sie feststellen, daß beim Einschalten sich die Stellung der Zeiger kurzfristig verändert. Danach bewegen diese sich nicht mehr und alles sieht hübsch ordentlich aus. Sie bekommen zu allem Überfluß überraschend Besuch, der um eine Tasse Kaffee bittet. Ihr Besucher wird anhand der Meßinstrumente das technische Geschick Ihres Sohnes bewundern, nicht aber die Frage ent- scheiden können, ob die Maschine an oder aus ist. Zwischen Spannung und Strom besteht scheinbar ein Gleichgewicht, die Zeiger bewegen sich ja nicht. Sie hören aber das Brodeln des kochenden Wassers und spüren, daß sich in Ihrer Kaffemaschine ein ungeheuer dynamischer Vorgang abspielt. (Gerhard Altenhoff, Australoptihecus Supberbus S. 14ff)

In der Folge beleuchtete ich das Verhalten der vier Elemente des Empedokles (Feuer, Wasser, Luft und Erde) unter Beibehaltung der vom Ohmschen Gesetz her bekannten Terminologie:  Spannung, Strom und Widerstand. – Uns siehe da, diese drei „Wirkgrößen“ sind in allen nichtlinear-dynamischen Systemen zuhause. – Ohne Spannung kein Strom, ohne Widerstand aber auch nicht, denn dann bricht das System zusammen: Kurzschluß – Feierabend!

Nach einem Ausflug durch die Welten des Feuers, des Wassers, der Luft und des Erdkörpers, der ja überwiegend flüssig ist, landete ich wieder beim Phänomen „Leben“:

Womit wir wieder beim Thema wären. Die Resistenz von Krankheitserregern gegen Antibiotika beruht auf Anpassung von Mikroorganismen. Darwin hat gezeigt, daß die gottgewollte Ordnung der Organismen ein fortlaufender Prozeß ist. Darwin und seine Nachfolger sagen, Mutation und Selektion seien die beiden Triebkräfte der Evolution. – Pardon, aber auch die Evolution ist nicht linearer als die Wirtschaft und nebenbei höchst dynamisch. – Ausgerechnet sie soll von nur zwei Variablen abhängig sein? – Da stimmt doch etwas nicht.

 Hat Darwin sich vertan? – Wir werden sehen. – Aber gießen Sie sich bitte erst einmal eine Tasse Kaffee ein. Oder, wie Charles Darwin gesagt hätte: „Pour out the coffee.“ – In wörtlicher Übersetzung bedeutet das: „Gieß den Kaffee aus.“ Wie können Engländer den Kaffee ausgießen, ohne ihn gleich wegzuschütten? Des Rätsels Lösung ist einfach: die englische Sprache betrachtet den Sachverhalt aus der Sicht der Kanne, in deutscher Sprache wird derselbe Vorgang aus der Tassenperspektive geschildert.

 Also wechseln wir in diesem Zusammenhang einmal die Blickrichtung und betrachten die Ergebnisse menschlicher Selektion. Wir finden sie in jedem Supermarkt. Wenn wir nur die dort angebotenen Äpfel mit denen vergleichen, die relativ „wild“ auf den Apfelbäumen der Kleingärtner wachsen, fällt sofort auf, daß die gezüchteten Exemplare Monotonie ausstrahlen. – Das ist auch nicht verwunderlich, denn die Äpfel im Supermarkt müssen gewisse Normen einhalten.(Altenhoff,  aaO S. 28)

Und bei all diesen „Landgängen“ im Fluß der Zeit stellte ich fest, daß die „Terminologie“, der „Sprachgebrauch“ den Blick auf die Zusammenhänge verstellt hat und jede Verständigung zwischen den Wissenschaftsdisziplinen auch heute noch zunichte macht.

Jede Wissenschaftsdisziplin hält mit eiserner Disziplin am eigenen „Weltmodell“ fest: Die Physiker an Newtons „Uhrwerkmodell“ des Sonnensystems,  die Chemiker an Bohrs „Atommodell“,  und wenn die Mathematiker kein ganzzahliges Ergebnis erzielen können, wird nach Strich und Faden „gerundet“. – Ob nach oben oder unten, dafür gibt es wiederum strenge Regeln.

Aber dieses System der „Wissenschaftsdisziplin“ hat seine Gefahren, und die wiederum beruhen auf der Sprache und der durch sie erzeugten Vorstellungen:

https://advocatusdeorum.wordpress.com/2012/09/18/e-t-und-die-dampflok-ein-unlosbares-problem-der-wissenschaft/

Meine Kaffeemaschine entdeckt ich übrigens einige Jahre später in latinisierter Form wieder:

(…)Das Wichtigste war jedoch die Information, daß Erwin Schrödinger das Atom in Analogie zu einer schwingenden Violinsaite betrachtet hatte. Da war sie wieder, die Harmonie der natürlichen Phänomene, nur auf der kleinsten beobachtbaren Größenskala. Das machte mich neugierig und ich holte „Gerthsen, Physik“ (21. Auflage, Berlin, Heidelberg, New York

2002) aus dem Regal , um mir die Schrödinger-Gleichung anzusehen. Für mich, der ich es mit abstrakten Gleichungen nicht so habe, enthielt sie kein Muster mit Wiedererkennungswert. Ich blätterte noch wenig in Kapi- tel 19 „nichtlineare Dynamik“ und schlug wie durch Zufall die Seite 1021 auf. Dort entdeckte ich, eigentlich ohne hinzusehen, das Wort Kaffeemaschine und begann zu lesen:

– Waren es doch meine Kaffeemaschine und das Ohmsche Gesetz gewesen, die am Ende zur Umkehr der Vorzeichen von Darwins Erkenntnissen geführt hatten! – Das lateinische „percolare“ läßt sich laut „der kleine Stowasser“ mit „durchsieben“, „durchseihen“ übersetzen, aber es gibt nirgendwo einen Anhaltspunkt, daß die alten Römer eine „Kaffeemaschine“ namens „percolator“ gekannt hätten!

Wenn man mit dem Gedanken schwanger geht, allen gängigen Welt- anschauungen die Stirn zu bieten, ist einem doch recht mulmig zumute. Also stellt man die Frage in den Raum, ob es richtig ist, was man tut.

Und dann antwortet „der Raum“, (…) (Altenhoff aaO, 4)

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