Evolutionäre Religionswissenschaft vs. Evolution des Glaubens

Januar 4, 2013

Evolutionäre Religionswissenschaft – Welche Fragen haben Sie? | Natur des Glaubens.

Eigentlich habe ich keine Fragen, eher eine Antwort:

Und zwar auf die Frage, woher das Phänomen „Glauben“ überhaupt kommt. Wenn man sich in der Welt und der Menschheitsgeschichte umschaut, zeigt sich, daß auch die Beziehung der Menschen zu ihren Göttern, Geistern und Dämonen einem evolutionären Prozeß folgte:

Dieser Prozeß hat drei Quellen.

Die erste ist sein unübertroffenes Vorstellungsvemögen, Grundlage jeglicher Technik,

die zweite ist sein gestörtes Verhälnis zu dem, was ich „Tausch-und-teile-Instinkt“ nenne.

Die dritte Quelle ist schließlich die Sprache, die uns zwingt, Sachen zu „benennen“ , die uns vor allem dazu verdammt, Dinge, die sich „von selbst“ bewegen, zu personifizieren. – So will es der Sprachinstinkt.  – Diese dritte Quelle ist untrennbar mit beiden anderen verbunden. – Denn der Gebrauch der Sprache setzt nicht nur ein Übermaß an Vorstellungsvermögen voraus, sondern der Sprachinsitnkt selbst Abkömmling des „Tausch-und-teile-Instinkts“

Fangen wir mir Quelle Nr 1 an:

Nun stellen Sie sich vor, daß zur Zeit der Herbststürme ein einzelner Bär die Höhle aufsucht. Am Ende des Winters verlassen allerdings regelmäßig drei Bären die Höhle. Ein großer und – normalerweise – zwei putzmuntere kleine.

Sie wissen, daß beim Menschen und bei anderen Säugern Ihrer Umgebung das Junge aus dem Mutterleib kommt. Dieses Wissen dürfen Sie auch dem Neandertaler unterstellen; mehr als einmal dürfte jeder Neandertaler in seinem Leben trächtige Weibchen er- und zerlegt haben. Die „Leibeshöhle“, der ein Säugtier „entspringt“, mußte demnach auch der Neandertaler bestens kennen. Deren Charakteristikum ist die Enge des Eingangs, der in die Weite des Uterus mündet. Ähnlich sind die Höhlen, die als Kultstätten dienten, aufgebaut. Ähnlich sind auch die Ganggräber der Megalithkultur gestaltet, die heute noch in Irland zu finden sind.

Ich muß Sie hier nochmals an Ihre disziplinierte Naivität erinnern. Sie wissen, daß der Bär ein Säugetier ist, für den Moment müssen Sie ihr Wissen einmal vergessen.[1] Wußte es auch der Neandertaler?

– Prima Facie, dem ersten Anschein nach, entspringen in jedem Frühjahr junge Bären unmittelbar der Höhle, denn bis vor kurzem war die Geburt von Bären noch eines der bestgehüteten Geheimnisse der Natur. Im Winter 1999/2000 wurde als Weltpremiere eine entsprechende Live-Übertragung im Internet angeboten. In den Jahrmillionen davor war das allerdings ein Ding der Unmöglichkeit. Die Beobachtung einer Bärengeburt war somit erst recht dem Neandertaler verwehrt. Die Vorstellung, ein Bär entspringe unmittelbar dem Schoß der Erde, ist damit vorprogrammmiert.

Die dunkle Höhle ist zwar immer noch voll von den Geistern und Dämonen, die das Licht der Fackel an die Wände zaubert. Durch den Einfluß der Bären ist eine Höhle aber kein Ort der Furcht mehr, sie wandelt sich in jedem Frühjahr zur Quelle neuen Lebens. Diese finden  wir in der griechischen und nordischen Mythologie wieder vor, nämlich im gebärenden Schoß der Erdmutter, die die Griechen Gaia nannten. Zum Leidwesen des Papstes hat auch die Jungfräulichkeit der Mutter Gottes hier ihren mythischen Ursprung:

Im nordischen Bereich ist die Erdmutter zu Anfang noch jungfräulich.[2] Weiter südlich ist die Vorstellung von „Mutter Erde“ zwar immer noch lebendig, aber die Dame ist nicht mehr allein: Die Gaia der Griechen gebiert am laufenden Band Titanen und Zyklopen. Die sinnenfrohen Griechen hatten ihrer Gaia den sexbesessenen Uranos hinzugesellt, der mit seinen weiteren Zeugungsakten erst dann aufhört, nachdem ihn sein Sohn Chronos, der Herr der Zeit, entmannt hatte. Chronos selbst fürchtete, auf ähnliche Weise entmachtet zu werden und verschlang die Kinder seiner Schwester und Gattin Rheia unmittelbar nach der Geburt. Bis auf Zeus, den seine Mutter vor den Nachstellungen in eine Höhle in Sicherheit brachte. Dort trank das Kind die Milch der Ziege Amaltheia und wurde von den Bärinnen Helike und Kynosura  behütet und erzogen. Zeus verbannte seinen Vater in die Unterwelt. Er dankte der Ziege und den beiden Bärenmüttern, indem er sie in den Nachthimmel hob. Merkwürdigerweise steht auch die Geburtskirche in Bethlehem über der Grotte, in der Jesus zur Welt gekommen sein soll.

Höhlen, Bären und der Geburtskanal als Alltagserfahrung sind ausreichend, die Mythologie von Mutter Erde und ihren gigantischen Kindern mit den titanischen Kräften zu begründen. Der Bärenkult offenbart aber noch mehr:

Hier berühren sich Jenseitsvorstellung, Totenkult und Fruchtbarkeitsritus in ähnlicher Weise wie bei der Erdbestattung. Auch unser eigenes Beerdigungsritual ist mit der Vorstellung von Fruchtbarkeit verknüpft. Was in den „Schoß“ der Erde eingebracht wird, wird leben und wachsen.

Die Höhlen, in denen der Neandertaler seine Begräbnisspuren hinterließ, waren folglich nicht ein Ort der reinen Trauer, sie waren der Quell eines Lebens, das zumindest nicht mit der Alltagserfahrung eines Neandertalers erklärbar war. Höhlen waren folglich die Orte, an die man einen Verstorbenen in der Hoffnung auf ein neues Leben im Jenseits oder in der Hoffnung auf eine Wiedergeburt gebracht hatte.

Freilich lassen sich für die von mir hier aufgestellte These kaum direkte Beweise finden:

An den Wänden der Höhlen von Shanidar, Mugharet es-Skhul, Mugharet et-Tabun oder anderen gibt es außer den „Lichtwesen“, die der Fackelschein spontan an die Höhlenwand zaubert, – nichts.

Der Neandertaler hat zwar Anhaltspunkte für Zeremonien hinterlassen, darunter sind allerdings keine, die man als Beschwichtigungsritual gegenüber den Geistern und Göttern deuten könnte.

Allerdings auch nichts, was darauf hindeuten könnte, daß die Neandertaler Ahnen, Geister oder Götter angerufen hätten, den nächsten Jagdzug erfolgreich sein zu lassen. Ihre Kultstätten geben uns keinen Hinweis auf derartige Zauberrituale.

Erst bei Crô-Magnon waren sie gang und gäbe und sind noch heute weltweit verbreitet. Selbst das Christentum kennt diesen Zauber: Beim Vaterunser kommt erst einmal das Signal der Bereitschaft zur Unterwerfung: „Dein Reich komme, Dein Wille geschehe…auch auf Erden.“ – Ein deutlicher Hinweis, daß der Mensch die Unterwerfung unter die Herrschaft Gottes erst in einer ungewissen Zukunft in Aussicht stellt. Und dann kommt der Forderungskatalog:

 „Unser täglich Brot gib uns heute! Und vergib uns unsere Schuld!“

Darauf folgt die Stelle des Vaterunser, an der der Mensch seine Nähe zu Kain nicht mehr leugnen kann:

„Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!°“ – Die wahren Absichten werden verschleiert. – Der „gottesfürchtige“ Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika hat es  nach dem 11. September 2001 auf den Punkt gebracht, als er sinngemäß verlautbarte: „Gott mag vergeben, wir nicht.“

Es wird auch gerne übersehen, daß erst nach der Ankündigung der Vergebung die schärfste Forderung folgt: „Und führe uns nicht in Versuchung!“: Es ist das Abschieben der Eigenverantwortung auf eine höhere Instanz, der man auf der einen Seite vertraut, auf der anderen Seite aber zutraut, Dinge anzuordnen oder zumindest zuzulassen, die man aus eigenem Antrieb wohl nicht tun würde. – Das „sondern erlöse uns von dem Bösen! –Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit“! – Beide Sätze sind nicht voneinander zu trennen, den sie beinhalten die bedingungslose Kapitulation vor der Fremdbestimmung, und zwar auch dann, wenn die dadurch ausgelöste eigene Handlung als Unrecht wahrgenommen wird; es wird erwartet, daß die „höchste“ Instanz den Befehl, den man widerwillig befolgt hat, als „Oberster Gerichtsherr“ wieder aufheben wird. ­–  Und zum Schluß des Vaterunser wird dem lieben Gott nochmals so richtig Honig um den Bart geschmiert. „Von nun an bis in Ewigkeit.“ – Glauben Sie wirklich, daß der Allmächtige sich auf einen derart durchsichtigen Kuhhandel mit Menschen einläßt?

Alle Opfer, die Göttern, Geistern und Ahnen je dargebracht wurden, dienten  nur dem einen Zweck, den Kräften der Natur einen Vertrag aufzuzwingen: „Wir geben Dir das, von dem wir meinen, daß Du es willst, damit Du das gibst, was wir wollen.“ – In seiner Orientierungslosigkeit überträgt und projiziert der moderne Mensch seinen Drang nach reziprokem Verhalten auch auf die Kräfte der Natur. „Do ut des“ – Ich gebe, damit Du gibst. Nach des Menschen Vorstellung soll auch im Verhältnis Mensch-Natur, Mensch-Gott das gegenseitige Vertragsverhältnis gelten, das die Juristen mit Synallagma betiteln. Dabei möchte freilich der Mensch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen festlegen, ein Vorhaben, das von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.

 Neandertaler bestatteten ihre Toten auf „Blumenkissen“. Auch heute noch zählen in allen Teilen der Welt Blumen zu den beliebtesten Grabbeigaben. Seit vermutlich mehr als drei Millionen Jahren hatte es damals schon das blumengeschmückte Abschiedsritual der Hochzeit gegeben. Die „Braut“ oder der „Bräutigam“ wurde aus den alten sozialen Bindungen in den Sozialverband einer Nachbarhorde entlassen, der Trennungsschmerz durch das Ritual gemindert. Es ist nahezu unausweichlich, daß unsere Vorfahren für den Todesfall ein der Hochzeit ähnliches Ritual entwickelten. Der Verlust eines Kindes ist immer ein Abschied; gleichgültig, ob es zukünftig in einer anderen Horde lebt oder im Jenseits. Die Verhaltensmuster der Brautwerbung und des sozialen Zusammenlebens sind überwiegend neotene Muster, sie leiten sich aus der Mutter-Kind-Beziehung ab. So ist es nun wirklich nicht verwunderlich, wenn die Abschiedsrituale Hochzeit und Bestattung  einander ähnlich sind. 

Die botanischen Grabbeigaben der Neandertaler zeigen, daß sie sehr fein zu differenzieren vermochten. Es fanden sich nämlich kaum Überreste von Pflanzen in den Höhlengräbern, die eßbare Früchte tragen.


[1]              Sie wissen auch, daß der Biber ein Säugetier ist, dennoch galt er jahrundertelang wegen seines schuppigen Schwanzes nicht als ein solches!

[2]              Britta Verhagen, Götter am Morgenhimmel, Tübingen, Buenos Aires, Montevideo 1983, S. 34

(Gerhard Alenhoff, Australopithecus Superbus, S. 169ff)

Die zweite Quelle ist das Vorstellungsvermögen, die Phantasie. – Ohne sie ist kein Werkzeuggebrauch, vor allem aber keine planmäßige Werkzeugherstellung  vorstellbar. – Wer einmal eine Feuersteinknolle am Ostseestrand in der Hand hatte, der ist sich klar darüber, daß ihm ohne Vorstellung darüber, wie das Werkzeug am Ende aussehen soll, keine Chance hat, etwas Sinnvolles aus einer Feuersteinknolle zu schaffen.  – Wer nicht weiß, wie ein Netz ausssehen soll, wird mit den Fäden in seiner Hand kaum etwas anfangen können:

Der Spinne, die unlängst ihr Netz zwischen dem Außenspiegel und der Karosserie meines Wagens gesponnen hatte, war der Zweck ihres Hand- lens mit Sicherheit unbekannt. Sie spulte ein Programm ab, ohne über- haupt wahrzunehmen, was tatsächlich geschah: Bis etwa 80 km/h blieb sie seelenruhig in ihrem Netz hängen, etwa ab diesem Tempo lief sie rasch in Deckung. An jeder Ampel aber, wenn wieder weitgehend Windstille herrschte, kam sie wieder hervor, kontrollierte ihr Netz und beseitigte durch den Fahrtwind entstandene Schäden. Das wiederholte sie immer und immer wieder; sie tat mir hinterher richtig leid; aber wie hätte ich ihr erklären sollen, daß nach der nächsten Grünphase der „Sturm“ aufs Neue losgehen würde? Wie selbstverständlich erscheint uns das Verhalten der Spinne zweckgrichtet. Sie webt ihr Netz, um damit Insekten zu fangen. Allerdings braucht dies die Spinne als Individuum nicht zu wissen. Denn unter gewöhnlichen Umständen werden Fluginsekten sich mit einer sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit im Netz verfangen, auch davon braucht die Spinne selbst keine Kenntnis zu haben. Sie kann sich auf ihr„Artgedächtnis“ grundsätzlich verlassen. Nur in Ausnahmefällen, wie dem eben geschilderten, „versagt“ dieses.

 Anders sieht es beim Hausbau aus. – Dem Biber bereits dürfen wir ruhig zubilligen, eine Vorstellung davon zu haben, wie sein Bau aussehen muß. Aber der Biber ist im Bereich des Baumaterials auf das Holz beschränkt, denn es ist das einzige Baumaterial, das er mit seinen Zähnen bearbeiten kann.

Die Errichtung eines Hauses erfordert aber bei weitem mehr. Die Kenntnis davon, welche Materialien sich überhaupt eignen; Erfahrung im Umgang mit den Baustoffen usw. Alles Wissen über die Eigenschaften der Baustoffe  und alle Erfahrung im Umgang mit denselben reichen aber nicht aus, ein Haus zu bauen. Ohne Vorstellung davon, wie das Haus aussehen soll, ohne Phantasie also, gäbe es kein einziges Haus. Das Vorstellungsvermögen ist demnach das Entscheidende. Hier ist die Zweckursache zu suchen, die scheinbar aus der Zukunft in die Vergangenheit wirkt.

Unsere Phantasie ist auch der chaotische Widerpart unseres analytischen Verstandes. Ihre Inhalte sind in der Tat unbegrenzt, sogar Fabelwesen sind denkbar. Und diese wiederum können unseren analytischen Verstand zum Narren halten:

Aristoteles nimmt zu den Tier-Mensch- Mischgestalten der Mythologie wie folgt Stellung:

„(…) Entstanden etwa, wie in der Tierwelt Ochsen mit Menschenköpfen, so auch in der Pflanzenwelt Mischbildungen aus Rebe und Ölbaum oder nicht? Das ist freilich unnatürlich. Aber es mußte wohl so sein, wenn ent- sprechendes in der Tierwelt vorkam. Dann mußte freilich bei den Samen der reine Zufall herrschen. Wer aber so etwas behauptet, der hebt damit das Natürliche und die Natur auf. Denn von Natur aus gelangt alles, was von einem in ihm selbst liegenden Prinzip ununterbrochen bewegt wird, zu einer gewissen Vollendung. Diese ist freilich bei den einzelnen Wesen entsprechend dem weiligen Prinzip verschieden, aber nicht etwas Zufälliges, sondern jeweils immer dieselbe, wenn kein Hindernis in den Weg tritt. Der Zweck aber und was seinetwegen geschieht, kann auch einen zufälligen Anlaß haben, wie wir z.B. sagen, es sei zufällig ein Fremder gekommen und, nachdem er eingekehrt, wieder weggegangen, wenn er handelt, als ob er deswegen gekommen wäre, während er doch nicht des- wegen gekommen ist. So urteilen wir nach dem äußeren Hergang; der Zufall gehört aber zu den Ursachen, die man auf Grund des äußeren Hergangs annimmt, wie wir früher gesagt haben. Wenn so etwas aber immer oder doch meistens geschieht, dann ist es nicht bloß ein äußerer Hergang und nicht Zufall. In der Natur aber ist es immer so, wenn nicht ein Hindernis eintritt. Es ist aber töricht, etwas nicht für ein zweckmäßi- ges Geschehen zu halten, wenn die bewegende und überlegende Ursache unsichtbar ist. Und doch überlegt auch die Kunst nicht; denn wenn in dem Holz die Schiffsbaukunst seckte, so würde sie ganz gleichartig verfahren wie die Natur. Wenn also der Kunst der Zweck innewohnt, dann ist es auch bei der Natur der Fall. Am deutlichsten wird es aber in dem Falle, wenn jemand sich selbst heilt. Einem solchen gleicht die Natur. Es ist also klar, daß die Natur Ursache ist, und zwar im Sinne der Zweckmäßigkeit.“ (Aristoteles, Aus der Physik, Kausale und teleologische Naturbetrachtung)

Und hier kommt unvermittelt die dritte Quelle, der Sprachinstinkt ins Spiel:

Es ist schon erstaunlich, wie nahe Aristoteles der Wahrheit kam, wenn man seine doch stark eingeschränkten Möglichkeiten zur Erforschung der Natur  berücksichtigt.  Er  selbst  hat  bereits  eine  Vorstellung  von  der „Vollendung“ des  Natürlichen durch innere Antriebe,  die  nach seinen Worten „nicht etwas Zufälliges, sondern jeweils immer wieder dieselbe ist, wenn kein Hindernis in den Weg tritt.“ Aber auch Aristoteles macht am Ende seiner Betrachtung den typisch menschlichen Fehler, die eigene Phantasie in die natürlichen Abläufe zu projizieren. Aber das ist nicht verwunderlich, weil wir dazu neigen, komplexe Zusammenhänge zu personifizieren: wir lassen das Feuer wüten, den Sturm toben, den Fluß über die Ufer treten. An der Nordseeküste holt sich der „Blanke Hans“ gelegentlich seine Opfer, Vulkane „speien“ Feuer. Und die Evolution „schafft“ Lebewesen.

Wenn wir uns also mit Dingen „befassen“, die wir nicht „begreifen“ können, billigen wir ihnen nahezu automatisch eine Subjektqualität zu, sie werden als handelnde Person wahrgenommen. Auch hier stehen wir wieder nicht allein da; Sie haben es am Beipiel der Schimpansen gesehen, die wütend auf den „Wettergott“ losgegangen sind.

Von der Personifizierung können wir nicht einmal lassen, wenn es um komplexe Strukturen und Zusammenhänge geht, die der Mensch selbst erst geschaffen hat. Wir reden davon, „der Krieg“ sei der Vater aller Dinge; „die Technik“ versage hin und wieder. Ob Wirtschaft, Politik, Medizin, Justiz oder Gesellschaft. All diesen Dingen, die wir nicht unmittelbar fassen“ können, verleihen wir den Status einer Persönlichkeit. Sie können das ganz einfach daran feststellen, daß sie diesen „Personen“ für irgendetwas die „Schuld“ in die Schuhe schieben können. Wobei der Schuh seinerseits für den Menschen „handhabbar“ ist. Wenn Ihnen ein Schuh nicht paßt, werden Sie kaum jemals behaupten, das sei ein Verschulden des Schuhs. (Gerhard Altenhoff, Australopithecus Superbus S. 128ff)

„Gott“, „die Götter“, „Geister“ und „Dämonen“ – sie alle sind wissesnschaftlich nicht nachweisbar. – Zumindest als „Personen“. – Aber das gesamte Universum ist offensichtlich von einer Art „mathematischem Feld“ durchzogen, das sich nicht in der Euklidischen Geometrie und der linearen Algebra erschöpft. – Die Kresizahl „Pi“ ist allgegenwärtig und nicht durch ein ganzzahliges Verhältnis zu erfassen. Sie ist ein Fraktal.  „Pi“ ist – nach klassischen menschlichen Maßstäben –  „verantwortlich zu machen“ für alle runden Dinge in dieser Welt.

Ich will es an dieser Stelle nicht weiter vertiefen, aber wir selbst und die uns umgebende Natur sind durch und durch fraktal gestaltet, also von nichtlinearer Mathematik durchwirkt.

Die Mathematik ist „wiederholbar“, nicht aber deren Ergebnisse im Zusammentreffen mit der Materie. Es gibt also etwas, was universeller ist als unsser Universum. – Wir spüren es, aber es entzieht sich weitgehend unserer Wahrnehmung. – Wir kennen auch heute erst wenige Gesetze der fraktalen Geometrie. – Wir werden sie wohl auch nicht alle kennenlernen, also werde wir auch weiterhin genug Anhaltspunke habe für Götter, Geister und Dämonen.

Niemand von ihnen, auch nicht unser „Gott“ wird sich jemals von Menschen beeinflussen lassen. – Die Beziehung der Natur,-  ich pflege zu sagen: „des Planeten“  – zu den Menschen läßst sich von diesem nicht „reziprok“ gestalten. Auch wir Menscchen sind auf Gedeih und Verderb den Kräften des Planeten ausgeliefert. – Wie die Evolution zeigt, klappt diese einseitige Beziehung ganz gut, sofern man sich dem Planeten anpaßt und nicht versucht, ihn sich zu „unterwerfen“.