Geht Deutschland pleite?

Oktober 12, 2008
Deutschland - er wartet!

Deutschland - er wartet!

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bullshit

Karaoke für die Geier

die deutsche Pleite

Bezüglich dieser Frage war die RHEINISCHE POST ausnahmsweise schneller als die BILD-Zeitung, denn die Headline erschien in der RP genau einen Tag früher als in der BILD. Das ändert nichts daran, daß in beiden Zeitungen die Frage nur halbwahrheitlich beantwortet wurde:

Weder im Kommunismus noch im Kapitalismus, vor allem in seiner heutigen Gestalt des Shareholder-Value-Kapitalismus hat reziprokes Verhalten seinen Platz. Es ist aber auch aus Sicht der menschlichen Evolution unabdingbar. Deswegen ist der Shareholder-Value-Kapitalismus ebenso zum Scheitern verurteilt wie der Kommunismus. Die Frage ist nur, unter welchen Turbulenzerscheinungen er zugrunde gehen wird.

Diese Sätze haben schon einige Jahre auf dem Buckel:

Anfang Mai 2004 wollte ich den nachfolgend wiedergegebenen Text bei OPINIO, der „Leserredaktion” der RHEINISCHEN POST unter dem Titel „Tod der Volkswirschaftslehre” posten. Die Redakteure meinten allerdings, der Text eigne sich nicht. – Nun ist er brutalstmögliche Realität. Der Shareholder-Value-Kapitalismus ist in genau die Turbulenzen geraten, die ich ihm seinerzeit ans Herz gelegt hatte. – Und jetzt läuft alle Welt laut gackernd der Asche hinterher, die der „rote Hahn” vom „guten” Geld hinterläßt. – Dabei kennen doch Merkel und Steinbrück die „Politik des verbrannten Geldes” nur zu gut. – Unter Merkels „Schirmherrschaft” wurden allein auf Rügen allein in den Jahren 1990 bis 1995 zig-Millionen Steuergelder verbraten, ohne daß sich die „Bonner Politik” groß darüber aufgeregt hätte. Den Augenzeugenbericht finden Sie bei www.lulu.com/advocatusdeorum unter dem Titel „Störtebekers Erben – Geschichten aus Merkels Leichenkeller” . Der Steinbrück hat in seiner Eigenschaft als Finanzminister und Ministerpräsident in der Kasse des Landes NRW ein größeres „schwarzes Loch” hinterlassen als die Physiker am CERN je schaffen können. – Wie dem auch sei, jetzt ist das apokalyptische Heulen und Zähneklappern nicht mehr zu überhören. – Merkwürdig, aber vor vier Jahren war die von Steinbrück verteufelte „Gier” noch beim SPD-Chef angesiedelt:

Die Hiobsbotschaften häufen sich: In der „Wirtschaft“ werden exorbitante Gewinne erzielt und trotzdem Arbeitsplätze abgebaut. Franz Müntefering, der unlängst gefordert hatte, dem „Staat“ mehr Geld zu geben, entpuppt sich als Killerdackel, denn zu mehr als zur Wadenbeißerei ist er nicht fähig. Er hat die Ausnahme vor Augen, prügelt aber auf die Regel ein. Das kann nicht gutgehen und wird auch nicht gutgehen. Aber das Getöse, das er damit ausgelöst hat, ist für einen ganz anderen Prozeß, der sich unterdessen abgespielt hat, vielleicht ganz hilfreich.

Denn die „Volkswirtschaftlehre“ konnte still und sanft entschlafen, ohne daß es jemand gemerkt hätte. Eingeschläfert wurde sich an der Universität Zürich, genauer gesagt vom Institute for Emperical Research in Economics. Eine der grundlegenden Arbeiten wurde von Armin Falk als Working Paper Nr 79 unter dem Titel „Homo Oeconomicus versus Homo Reciprocans“ veröffentlicht. Danach entspricht die absolute Mehrheit der Menschen nicht dem Standardmodell der Wirtschaftswissenschaften, die den Menschen für ein streng rational handelnden und nur auf den eigenen Vorteil bedachtes Wesen hält. Die Lehren vor Volks- und Betriebswirtschaft sind ausnahmslos auf dieser Prämisse aufgebaut. Stimmen aber die Prämissen nicht, ist die Lehre falsch.

Ich wußte nichts von den Forschungsarbeiten der Schweizer Volkswirte, als ich 1999 begann, den Tausch-und-teile-Instinkt aus alten Mythen, Berichten über das Verhalten von Schimpansen und dem Bürgerlichen Gesetzbuch zu extrahieren. Konfuzius und Aristoteles waren vor langer Zeit auch auf diesen Instinkt gestoßen, ohne ihn aber einordnen zu können, weil für sie der Begriff „Instinkt“ noch in ferner Zukunft lag. Das alles hier näher auszuführen, würde zu weit führen, aber ich kann Ihnen versichern, daß Abel den Mordanschlag seines Bruders überlebte. Er mußte nur in der alttestamentarischen Erzähltradition sterben, weil das alttestametarischen Israel eine voll entwickelte Sklavenhaltergesellschaft war. Und Sklaverei ist nun einmal eine eklatante Frustration des Tausch-und-teile-Instinkts.

>>Als ob es eine Ironie des Schicksals gäbe, spiegeln gerade die kulturell vorgegebenen Tötungsweisungen reziprokes Verhalten wider: Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Die Todesstrafe, die Blutrache, die „Vergeltungswaffen“ V-1 und V-2, die „Vergeltung“ Israels für palästinensische Terrorangriffe und die „Vergeltung“ Amerikas für das zerstörte World-Trade-Center durch Krieg gegen den Irak haben im reziproken Verhalten ihren Ursprung. Und als hätte es der „moderne“ Mensch nicht schwer genug, aber hier fällt ihm reziprokes Verhalten leichter als beim Zahlen fairer Löhne für ordentliche Arbeit.

Hier redet man seit Adam Smith Kain das Wort. Der alte Früchtefresser, der nichts abgeben will, gewann in der Wirtschaft die Oberhand, obgleich sowohl die klassische chinesische Philosophie als auch die griechische das reziproke Verhalten als Grundlage der Wirtschaft erkannt hatten. Der kindliche Nachahmungstrieb wird wieder einmal Pate gestanden haben. Im Absolutismus gab es nur einen, der sich die Taschen nach Belieben auf Kosten anderer füllen durfte. Nach dem Abschütteln des absolutistischen Jochs konnte im Prinzip jeder diese Rolle übernehmen. Das Echo des Absolutismus, die starren Grenzen zwischen den Bevölkerungsschichten bildete nach der Entmachtung des Adels den Nährboden für das aufstrebende Bürgertum. Seit Generationen kannten die Menschen in Europa nichts anderes, als daß die höheren Schichten die jeweils niederen ausplünderten.

Auf diesen Nährboden fiel 1859 Charles Darwins Arbeit „Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl“. Darwins unvermeidlicher Fehler, der „natürlichen Zuchtwahl“ oder „Selektion“ den aktiven Part im Evolutionsgeschehen zuzubilligen, mündete nach kurzer Zeit in den „Sozialdarwinismus“. Und dieser wiederum führte Schnurstracks an die „Selektionsrampe“ von Auschwitz. Auf unserer Skala ( 1 Jahr entspricht 1 Millimeter )macht das gerade einmal eine Zigarettenlänge aus. Nahezu zeitgleich mit Darwin erschien Karl Marx auf der Weltbühne und stellte seine Theorien vor. Auch der Marxismus blieb von Darwin nicht unbeeinflußt.

Denn der „Kampf ums Dasein“ als Grundlage des Lebens eint Kapitalismus und Kommunismus. (Es ist nicht auszuschließen, daß gerade der „Kampf ums Dasein” englischer Industriearbeiter im 19. Jahrhundert Darwin zu seiner Vorstellung vom Wirken der Evolution inspiriert hatte)

Die „Arbeit“ fing an, mit dem „Kapital“ um die Macht zu rivalisieren.

Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, daß die NSDAP nicht von „Kapitalisten“ gegründet worden war, sondern von Hoffnunglosen, die die Abschlachtungsorgie des ersten Weltkrieges überlebt hatten. Der erste Weltkrieg war zu Beginn noch eine Art „Familienfehde“ der europäischen Fürstenhäuser gewesen. Der „Kampf ums Dasein“ der Weltmodelle gipfelte in den Abschlachtungsorgien des zweiten Weltkriegs, den Abschlachtungsorgien der chinesischen Kulturrevolution und den Abschlachtungsorgien in Südostasien. Vietnam, Laos, Kamboscha.

Das alles mit rationalen Argumenten nicht erklärbar, denn das Scheitern des Kommunismus hatte bereits Aristoteles erkannt. Bezüglich des Gemeineigentums an Land und Erträgen schreibt er:

Wenn die Leute, die die Felder bebauen, andere sind (als die Staatsbürger), dann ist es etwas anderes und die Sache geht leichter; wenn aber die Bürger für sich selbst arbeiten, dann wir der Kommunismus große Schwierigkeiten mit sich bringen. (…) Dagegen wird der Egoismus mit Recht getadelt. Denn dieser besteht nicht darin, daß man sich selbst liebt, sondern daß man sich mehr liebt als man darf: geradeso tadelt man die Habsucht, obwohl jeder etwas zu haben liebt. Es gewährt ja doch auch große Freude, Freunden oder Fremden oder Bekannten zu helfen oder einen Dienst zu erweisen. Das aber ist nur möglich unter der Voraussetzung des Priavteigentums (Älteste Politik, Kap. 2)

Im vorletzten Satz läßt Aristoteles die Neigung zu reziprokem Verhalten anklingen, dessen Wert für das Zusammenleben er in seiner Nikomachischen Ethik nicht zuletzt durch die Worte unterstreicht:

Allerdings bewährt sich die wiedervergeltende Gerechtigkeit in allem auf Gegenseitigkeit beruhenden Verkehr eine zusammenhaltende Kraft, aber nach dem Grundsatz der Proportionalität und nicht der Gleichheit. Denn dadurch, daß er verhältnismäßig Vergeltung ausübt, erhält sich der Staat. Denn entweder versucht man das Böse zu vergelten, weil man ohne das keinen Staat, sondern einen Zustand der Sklaverei hätte, oder das Gute, weil ohne das keine Mitteilung des Guten stattfinden würde, worauf doch die Volksgemeinschaft beruht“ (Nikomachische Ethik, Ethische Tugenden: Gerechtigkeit)

Die konfuzianische Lehre erschließt sich nicht so einfach durch den Ur-Text wie bei Aristoteles, da Konfuzius selbst keine Schriften hinterlassen hat. Ein Bestandteil der konfuzianischen Lehre ist ren, welches „Fähigkeit zur Integration in die Gemeinschaft“ und „Mit-Menschlichkeit“ bedeutet.

In Kapitel XII,22 finden wir den Satz:

(Der Schüler) Fan Chi wollte wissen, was sittliches Verhalten (ren) sei.

Konfuzius antwortete: „Die Menschen lieben.“

Die Menschen lieben, das heißt sich selbst zurücknehmen, sich eben nicht selbst lieben, sondern Eigensucht und Egoismus ablegen und die Expansion des Ego verhindern. (…) Das Verfahren, in welchem ren umgesetzt wird, ist shu, oft als „gegenseitige Rücksichtnahme“. „Reziprozität“ übersetzt. Wir verstehen die folgende Textstelle aus XII, 2 als Erklärung:

Was du selbst nicht wünschst, das tue auch anderen nicht an.“

Auffällig ist die negative Formulierung dieses Grundsatzes, bei der nicht davon ausgegangen wird, daß das, was für einen selbst gut ist, auch für andere gut sein muß; sie bedeutet damit eine stärkere Zurücknahme des Ego im Verhältnis zu einer positiven Formulierung. (Moritz, Ralf, Konfuzius „Gespräche“, Stuttgart 1998, S. 193f

Also stellt auch bei Konfuzius das reziproke Verhalten eines der wichtigsten Verhaltensmuster dar, das für ein geordnetes menschliches Miteinander unabdingbar ist. Aber weder die Kaiser noch die Diktatoren Chinas wollten diesen Teil der konfuzianischen Lehre in die Tat umsetzen.

Weder im Kommunismus noch im Kapitalismus, vor allem in seiner heutigen Gestalt des Shareholder-Value-Kapitalismus hat reziprokes Verhalten seinen Platz. Es ist aber auch aus Sicht der menschlichen Evolution unabdingbar. Deswegen ist der Shareholder-Value-Kapitalismus ebenso zum Scheitern verurteilt wie der Kommunismus. Die Frage ist nur, unter welchen Turbulenzerscheinungen er zugrunde gehen wird.

Das über die Jahrmillionen herausgebildete reziproke Verhalten des Menschen ging nur zu einem geringen Teil verloren, aber das reichte aus, die Welt auf den Kopf zu stellen. Die explosive Verbreitung des Crô-Magnon-Typs trug der Evolution erneut eine turbulente Phase ein, von der niemand sagen kann, wann sie abgeschlossen sein wird. Jeder von uns ist Teil und Zeuge dieses Prozesses. Eines ist allerdings mit Sicherheit auszuschließen: es wird nie gelingen, einen „perfekten“ Menschen zu „züchten“ oder gar durch Genmanipulation zu „kreieren“. Die Evolution läßt sich nicht überholen, und wenn wir es übertreiben, wird sie uns ad acta legen. Und es wird niemand geben, der sich für die Spuren, die wir hinterlassen, interessieren wird. So einfach ist das.

So einfach vollzog sich die Evolution des Menschen. Aber sie ist noch nicht an ihrem Endpunkt angelangt. Wir dürfen gespannt sein, wie sie weitergeht. Trotz allen gegenteiligen Beteuerungen führender Politiker hängt es nicht von uns ab, wie es mit der Menschheit weitergeht. Im Positiven wie im Negativen sind wir zu unbedeutende Lebewesen, als daß sich die Evolution in ihrem Wirken davon großartig beeinflussen ließe. Die Tendenz ist freilich unverkennbar: Alles in der Natur strebt nach Selbstähnlichkeit und Harmonie, nach gleichmäßiger Energieverteilung. Ohne dieses Streben gäbe es keinen osmotischen Druck, ohne osmotischen Druck kein Leben. Die durch das Ungleichgewicht der Energieverteilung bewirkten Ströme sind es, die uns am Leben halten. Wie der Mensch im Alltagsleben nicht mit dem Feuerzeug in den Benzintank hineinleuchten sollte, wie er vermeiden sollte, Stromkreise kurzzuschließen, so muß er dafür Sorge tragen, daß die innerartlichen Energieströme in den Bahnen des Handels und Wandels fließen und nicht durch Plünderung und Krieg wirkungslos verpuffen. Die Prinzipien der Evolution lassen sich durch menschliches Handeln nicht aushebeln. Wir werden uns diesen beugen müssen, es sei denn, wir entschließen uns in einem demokratischen Prozeß für den gemeinschaftlichen Untergang der Menschheit.

Dazu wird es jedoch nicht kommen, denn vielleicht ist es ja wirklich so, wie Hoimar von Ditfurth vor mehr als dreißig Jahren schrieb:

Bei ihren Versuchen, Pflanzen in Atmosphären künstlicher, „nichtirdischer“ Zusammensetzung aufzuziehen, machten amerikanische Raumfahrtbiologen jüngst eine bemerkenswerte Entdeckung. Ihre Schützlinge gediehen am besten nicht etwa in der gewöhnlichen Luft, die wir auf der Erde atmen, sondern in einem experimentell erzeugten Gasgemisch. Am üppigsten wucherten Tomaten, Blumen und andere Alltagsgewächse dann, wenn man das Sauerstoffangebot auf etwas weniger als die Hälfte reduzierte und gleichzeitig den CO2-Anteil – normalerweise nur 0,3% – kräftig erhöhte.

Dieses Resultat erscheint zunächst einmal deshalb bemerkenswert, weil es eine geläufige und ohne großes Nachdenken für selbstverständlich gehaltene Ansicht als Vorurteil entlarvt, die Ansicht nämlich, die auf der Erde herrschenden Bedingungen seinen für alle hier existierenden Lebensformen optimal. Aber die Bedeutung des Befundes der amerikanischen Biologen reicht darüber weit hinaus. Ihr Experiment erweist sich bei näherer Betrachtung als ein Exempel für die von vielen Zeitgenossen noch immer nicht erkannte Tatsache, daß die Menschen heute erst die Erde wirklich kennenlernen, da sie sich anschicken, sie zu verlassen. Erst die Beschäftigung mit dem, was jenseits der Erde liegt, gibt uns die Möglichkeit, zu begreifen, was uns als alltägliche Umwelt umgibt.

Pflanzen setzen bei der Photosynthese Sauerstoff frei. Ohne Pflanzenwelt wäre der Sauerstoffvorrat der Erdatmosphäre innerhalb von etwa drei Jahrhunderten verbraucht, wäre die Erde nach dieser Zeit für Menschen unbewohnbar. Die Versuche der Exobiologen erinnern uns nun daran, daß auch das Umgekehrte gilt. Bevor die Pflanzen auf der Erdoberfläche erschienen, war die Erdatmosphäre praktisch frei von Sauerstoff. Als die Pflanzen ihn zu erzeugen begannen, gab es noch niemanden, dem er hätte nützen können. Er war Abfall. Dieser Abfall reicherte sich in der Atmosphäre unseres Planeten mehr und mehr an bis zu einem Grad, der die Gefahr heraufbeschwor, daß die Pflanzen in dem von ihnen selbst erzeugten Sauerstoff würden ersticken müssen. Der Versuch der Exobiologen zeigt, wie nahe die Entwicklung dieser Gefahrengrenze tatsächlich schon gekommen war.

In dieser kritischen Situation holte die Natur zu einer gewaltigen Anstrengung aus. Sie ließ eine Gattung ganz neuer Lebewesen entstehen, deren Stoffwechsel just so beschaffen war, daß sie Sauerstoff verbrauchten. Während wir gewohnt sind, die Pflanzen einseitige als die Lieferanten des von Tieren und Menschen benötigten Sauerstoffs anzusehen, verschafft uns die Weltraumforschung hier eine Perspektive, die uns das gewohnte Bild aus einem ganz anderen Blickwinkel zeigt.: Wir stehen unsererseits im Dienste pflanzlichen Lebens, das in kurzer Zeit erlöschen würde, besorgten wir und die Tiere nicht laufend das Geschäft der Beseitigung des als Abfall der Photosynthese entstehenden Sauerstoffs

Wenn man auf diesen Aspekt der Dinge erst einmal aufmerksam geworden ist, glaubt man, noch einen anderen seltsamen Zusammenhang zu entdecken. Die Stabilität der wechselseitigen Partnerschaft zwischen dem Reiche pflanzlichen Lebens und dem von Tier und Mensch ist ganz sicher nicht so groß, wie es die Tatsache vermuten lassen könnte, daß sie heute schon seit mindestens einer Milliarde Jahre besteht. Es gibt viele Faktoren, die ihr Gleichgewicht bedrohen. Einer von ihnen ist der Umstand, daß ein beträchtlicher Teil des Kohlenstoffs, der für den Kreislauf ebenso notwendig ist wie Sauerstoff – keine Photosynthese ohne CO2 –, von Anfang an dadurch verlorengegangen ist, daß gewaltige Mengen pflanzlicher Substanz nicht von Tieren gefressen, sondern in der Erdkruste abgelagert und von Sedimenten zugedeckt wurden. Dieser Teil wurde dem Kreislauf folglich laufend entzogen, und zwar, so sollte man meinen, endgültig.

Wieder aber geschieht etwas sehr Erstaunliches: In eben dem Augenblick – in den Proportionen geologischer Epochen –, in dem der systematische Fehler sich auszuwirken beginnt, erscheint wiederum eine neue Lebensform und entfaltet eine Aktivität, deren Auswirkungen die Dinge wie beiläufig wieder ins Lot bringen. Homo faber tritt auf und bohrt tiefe Schächte in die Erdrinde, um den dort begrabenen Kohlenstoff wieder an die Oberfläche zu befördern und durch Verbrennung dem Kreislauf von neuem zuzuführen.

Manchmal wüßte man wirklich gern, wer das Ganze programmiert. (Hoimar v. Ditfurth, Zusammenhänge, Reinbek 1979, S. 18ff)

Wer das Ganze programmiert? – Das Ganze! – Aber das Ganze „programmiert“ nicht. Es wirkt, aber keiner wird je erfahren, wie. Eines jedenfalls steht fest, der 2. Hauptsatz der Thermodynamik duldet auf Dauer keine Energiekonzentrationen an einem Ort. Wie wir gesehen haben, bilden Feuer, Wasser; Luft, Erdball und Zellen ein Gesamtsystem. Keines dieser Teilsysteme kann mehr oder gänzlich andere Eigenschaften haben als das Gesamtsystem selbst, auch der Mensch nicht.

Aus diesem Grunde ist es nicht so falsch, was am Anfang des Dekalogs gesagt wird:

Ich bin der Herr!

Und die Vorstellung der alten Griechen, Göttervater Zeus schleudere die Blitze zur Erde, ist ebenfalls nicht ganz unrichtig. Denn es ist der 2.Hauptsatz der Thermodynamik, der die Trennung elektrischer Ladungen anläßlich eines Gewitters wieder aufhebt. Damit läßt sich das 1. Gebot unschwer in eine physikalische Fassung bringen:

Wer vorsätzlich oder fahrlässig den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik verletzt, mißachtet oder im Einzelfall Für nicht anwendbar erklärt, kann Katastrophen unübersehbaren Ausmaßes für sich und andere bewirken.

Niemand macht uns das Recht streitig, die Wege der Natur zu erforschen. Aber das angemaßte Recht, die Natur zu beherrschen, wird, wenn wir nicht darauf verzichten, uns gnadenlos um die Ohren gehauen.

Das größte Spannungsverhältnis, das der Mensch je auf Erden erzeugt hat, hat er durch Einsperren ungeheurer Energien in die nuklearen Knallfrösche geschaffen. Kehren wir zum Anfang und zum Ohmschen Gesetz zurück: Wie lange können die Isolatoren der nach Entladung drängenden Energie standhalten. Wohlgemerkt, es geht nicht um die Frage, wie lange die Behälter bei guter Pflege halten; der Mensch mit seinen Entscheidungsalternativen ist Bestandteil der „Isolatoren“. Und er ist die entscheidende Schwachstelle im Gesamtsystem. Wie lange kann er die Finger noch weit genug vom „roten Knopf“ weglassen? – Wird es ihm gelingen, Atomwaffen zu delaborieren und das spaltbare Material für uns nutzbringend in Wärme umzurubeln?

Oder wird das eintreten, was anläßlich des „Militärschlags“ der NATO gegen Jugoslawien beinahen eingetreten wäre, demnächst Wirklichkeit:

Der Fehlwurf eines Bombers traf seinerzeit die chinesische Botschaft. Es bedurfte aller nur erdenklichen diplomatischen Anstrengungen, die chinesische Führung davon abzuhalten, dies als „feindseligen Akt“ zu betrachten und die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen

Der arme Pilot, dem das Malheur passiert war, hatte dem Kaiser von China nur versehentlich „ins Revier gepinkelt“. Die „diplomatischen Kanäle“ waren intakt und haben gehalten. Was aber ist, wenn ein unpassendes „Bächlein“ über keinen diplomatischen Kanal mehr abfließen kann? – Wenn der, dessen Hose naß wird, ähnlich borniert reagiert wie der Präsident der Vereinigten Staaten auf den 11.9.2001? << G. Altenhoff, Australopithecus Superbus Procrustes – der Mensch, ein Hologramm der Evolution, unv. Manuskript, 2001)

Es würde an dieser Stelle zu weit führen, den zellulären Aufbau und die thermodynamische Natur des Phänomens „Wirtschaft“ näher zu erläutern. Ich verweise insoweit auf meine Ausführungen unter www.bundesadel.de.

„Soziale Spannungen“ sind ganz in Ordnung. Ohne sie gäbe das Phänomen „Wirtschaft“ gar nicht. Aber diese Spannungen sind, in die Sprache der Elektrotechniker übersetzt, Niederspannungen. Lege ich an an ein Niederspannungssystem Hochspannung an, geht es unweigerlich kaputt. Und „soziale Hochspannung“ entsteht unweigerlich bei dauerhafter Verletzung des Tausch-und-teile-Instinkts. Sie entwickeln sich gerade jetzt unter unseren Augen, mitten in Deutschland.

Sie brauchen mir all das, was Sie gelesen haben, nicht zu glauben. Aber wenn Sie mir nicht glauben wollen, machen Sie zumindest folgendes Experiment: Verbinden Sie Ihre Modellbahnanlage unter Umgehung des Trafos unmittelbar mit dem 220 Volt-Netz. Aber informieren Sie bitte vorher die Feuerwehr, damit das Haus Ihrer Nachbarn nicht auch noch abfackelt.

Ich glaube nicht, daß es Ihnen aufgefallen ist, aber ich habe soeben – in aller Weltöffentlichkeit, denn das „Web“ ist die Weltöffentlichkeit – in das Revier eines „staatstragenden“ Wissenschaftszweigs hineingepinkelt. Gut, daß die von „Münte“ angefachte Diskussion alle Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Sicher werden Sie jetzt fragen, wie man das Phänomen, das wir „Wirtschaft“ nennen, denn überhaupt wissenschaftlich beschreiben könne, ohne die „Volkswirtschaftslehre“ zu bemühen? Die Antwort liegt nicht fern, aber sie würde den hier gegebenen Rahmen sprengen.

Zum Schluß noch einmal der Kernsatz:

Weder im Kommunismus noch im Kapitalismus, vor allem in seiner heutigen Gestalt des Shareholder-Value-Kapitalismus hat reziprokes Verhalten seinen Platz. Es ist aber auch aus Sicht der menschlichen Evolution unabdingbar. Deswegen ist der Shareholder-Value-Kapitalismus ebenso zum Scheitern verurteilt wie der Kommunismus. Die Frage ist nur, unter welchen Turbulenzerscheinungen er zugrunde gehen wird.

Es ist schon merkwürdig: Noch nie habe ich mir bewußt einen Boxkampf angesehen. Aber nach Abschluß der Korrekturen an diesem Beitrag, der als Leserbrief gedacht war, wollte ich wissen, ob Vitali Klitschko genügend Milchschnitten gegessen hat. – Prompt gibt der Weltmeister wenige Minuten vor 12 den Kampf auf. – Welcher Weltmeister wird den Kampf noch aufgeben? – Der im Geldverbrennen?

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X-Faktor live!

September 19, 2023

Des Schröders Harras

September 19, 2023
Harras war früher nicht nur ein geläufiger Name für scharfe Hunde, sondern Harras war der Name der Hauptfigur in Carl Zuckmayers ‚Des Teufels General“.
Im Jahre 2003 wurde der heute als Bundeskanzler bekannte Olaf Scholz zum Generalsekretär der SPD gewählt. In seiner nassforschen Art ließ er sich zu der Äußerung hinreißen, die SPD müsse die Lufthoheit über den Kinderbetten erobern.
Heute wissen alle, die damals in den Kinderbetten lagen, durch die Berichterstattung von der Front in der Ukraine, daß „Lufthoheit“ nichts anderes bedeutet als Tod und Verderben.
Ich gehe einmal davon aus, dass Olaf Scholz wieder einmal vergessen hat, dass er jemals Generalsekretär der SPD war und vor allem, dass er diese Äußerungen jemals tätigte. Mit dem nachfolgend wiedergegebenen Text meiner Mail vom 30.09.2003 an ihn rufe ich ihm und allen anderen von „Polit-Demenz“ Betroffenen seine Äußerung in Erinnerung.
Ich sage dazu weiter nichts; – sondern überlasse das Schlusswort Karl Zuckmayer und Curd Jürgens

Lieber Olaf Scholz,

das mit dem Wählerauftrag, das mußt Du mir einmal erklären. – Aber bitte so, als wäre ich vier Jahre alt. Das mußt Du können, wenn die SPD die Lufthoheit über den Kinderbetten erringen soll.

Da habe ich doch im Morgenmagazin der ARD vom 29.9.2003 aus Ihrem Munde gehört, daß die „Abweichler“ der SPD-Fraktion lernen müßten, die Mehrheitsentscheidung zu akzeptieren. Gilt das für Olaf Scholz und die SPD nicht? – Sind wir alle schon so PISA-geschädigt, daß wir nicht mal mehr das kleine Einmaleins beherrschen? – Oder beschränken sich die Bildungslücken vielleicht doch auf die SPD:

38,5% der Wähler bei der letzten Bundestagswahl haben pro Schröder gestimmt. Wenn ich richtig rechne, haben 62,5% der Wähler einen Kanzler Schröder abgelehnt. Wo bleibt der Respekt des Olaf Scholz und der SPD vor der Mehrheitsentscheidung? 

Aber beleuchten wir das Märchen vom Wählerauftrag einmal ein wenig näher:

„Unterzieht man die politische Wirklichkeit der Bundesrepublik Deutschland einer näheren Prüfung, offenbaren sich rasch drei Verwerfungen, die zeigen, daß das gegenwärtige politische System, das auch als Verfassungswirklichkeit bezeichnet wird, von den Vorstellungen des Verfassungsgebers erheblich abweicht:

Nach Art. 21 des Grundgesetzes sollen die Parteien an der Willensbildung des Volkes mitwirken. Die Art und Weise, in der die politischen Parteien diesen Verfassungsauftrag erfüllen, läßt die erste Verwerfung sichtbar werden:

Tatsächlich versuchen die Parteien, die über eine parlamentarische Mehrheit verfügen, dem Volk, also dem Souverän, ihre Vorstellungen rücksichtslos aufzuzwingen. Der Streit um den sogenannten „Ausstieg aus der Kernenergie“ macht dies überdeutlich. Ein Bruchteil der Bevölkerung hat qua Stimmzettel bei den Wahlen die Position der „Grünen“ befürwortet. Die Äußerungen des Bundesumweltministers in dieser Debatte lassen indes darauf schließen, dieser sei dazu ausersehen, der Stromerzeugung durch Kernenergie den Garaus zu machen. Trittin ist nicht der einzige, der sein Amt mit dem des lieben Gottes verwechselt, aber er ist ein gutes, weil markantes Beispiel.

Ihre Befugnis zu einem derartigen Vorgehen leiten Parlamentarier und Regierungen aus dem sogenannten Wählerauftrag ab. Die Mehrheit der abgegebenen Stimmen soll es rechtfertigen, die parteipolitischen Vorstellungen per Gesetz allgemeinverbindlich durchzusetzen. Diese Auffassung, die letztlich in allen Parteien herrschend ist, ist grundfalsch. Denn auch eine bei Wahlen erzielte absolute Mehrheit repräsentiert tatsächlich nur eine Minderheit der Gesamtbevölkerung. Erstens ist die gesamte Jugend von der Mitentscheidung über die eigene Zukunft ausgeschlossen. Und zweitens beträgt die Wahlbeteiligung nie 100%. Auch eine absolute Parlamentsmehrheit ist zwangsläufig ein Minderheitsvotum. Der „Wählerauftrag“ ist eine Fiktion. Tatsache ist, daß Parlamentarier und Regierung für die Mehrheit des Volkes gewissermaßen als „Geschäftsführer ohne Auftrag“ agieren müssen. Das aber tun sie zweifellos nicht.

Wie sehr unsere Politiker den „Wählerauftrag“ mißverstehen, zeigt sich auch an ihrem Verständnis für die Aufgaben des Bundesrates. – Knackpunkt Numero Zwei. – Nach Art. 50 GG wirken über den Bundesrat die Länder an der Gesetzgebung des Bundes mit. Der Bundesrat ist damit zwar ein Bundesorgan, aber in erster Linie das Gremium, in dem die Interessen der Bundesländer gegenüber dem Bund vertreten und gewahrt werden sollen. Vereinfacht gesagt, stellen die Mitglieder des Bundesrates die Anwälte der Länder gegenüber dem Bund dar.

Bereits seit geraumer Zeit stehen aber bei den Beratungen im Bundesrat parteipolitische Interessen und Auseinandersetzungen im Vordergrund. Das geht so weit, daß die Medien (sic!) davon reden, die gegenwärtige Bundesregierung verfüge nicht nur über eine Mehrheit im Bundestag, sondern auch im Bundesrat. Der offene Verfassungsbruch, nämlich das Umfunktionieren der Länderkammer in ein Instrument der Parteipolitik, bleibt nicht nur unbeanstandet, sondern wird von Presse, Funk und Fernsehen als Normalität vermarktet.“

„Habe ich es nicht gleich gesagt: der Bundesbürger ist nicht mehr Herr im eigenen Haus. Politik wird nicht in den Parlamenten gemacht, sondern in den Parteizentralen. Als ob er angetreten wäre, meine Auffassung zu bestätigen, versuchte der FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt, die frei gewählten FDP- Abgeordneten des hessischen Landtages dahingehend zu beeinflussen, die Koalition mit der CDU zu beenden.

Ich darf in Erinnerung rufen, daß nach den demokratischen Verfassungen des Bundes und der Länder der Abgeordnete als Vertreter des ganzen Volkes und nicht einer Partei gilt. Er ist an Aufträge nicht gebunden und nur seinem Gewissen unterworfen.

Ist das FDP-Präsidium das Gewissen ihrer Abgeordneten? – Mit Sicherheit nicht. Mit Sicherheit sind es auch nicht die Kreisverbände der hessischen FDP, die jetzt einen Sonderparteitag durchgesetzt haben, um eine Entscheidung herbeizuführen.

An diesen Vorgängen offenbaren sich erneut die Verzerrungen der Demokratie in Richtung auf ein Diktat der Parteien. Das gegenwärtige Parteiensystems ist ein komplexes adaptives System, das alle qualitativen Merkmale einer Adelsschicht aufweist. Es reagiert in seiner Gesamtheit und in seinen Teilen irrational. Weil auch die FDP irrational reagiert, kann sie das Aufbegehren des hessischen Landesverbandes nicht tatenlos hinnehmen. Die Behauptung, der Parteivorsitzende Wolfgang Gerhardt sei nun geschwächt, ist zwar durchaus zutreffend, aber nur unter irrationalem Aspekt; denkt man darüber nach, was er aus verfassungsrechtlicher Sicht getan hat, mußte er scheitern, denn in einer Demokratie kann der Vorsitzende einer Partei keine Weisungen mit Anspruch auf Gehorsam erteilen.

Auf dem Parteitag werden Delegierte (auf deutsch: Abgeordnete) abstimmen, die von der “Basis” mit entsprechenden Vollmachten versehen sind. Wo aber bleibt der Wählerwille? – Einen Wählerauftrag gibt es zwar nicht, aber die Mehrheit der Wähler hat sich für eine Koalition der Fraktionen von CDU und FDP ausgesprochen und es ist alleiniges Entscheidungsrecht der Fraktion, diese unter den gegebenen Umständen fortzuführen.-

Sollte der Parteitag das Ende der Koalition beschließen, würde das nicht nur einen Angriff auf die Rechte und verfassungsmäßigen Pflichten der Abgeordneten darstellen; die Abgeordneten selbst würden in ein Dilemma gedrängt:

Folgt die FDP-Fraktion dem Beschluß des Parteitages, kommt sie einer “Weisung” nach, was sie nicht darf. Das wäre verfassungswidrig, zumal seit dem Beschluß, die Koalition fortzusetzen, sachlich keine Änderung eingetreten ist. Widersetzt sich die Fraktion der Partei, ist das mit Sicherheit die letzte Wahlperiode, die die konkreten Abgeordneten für die FDP in irgendeinem Parlament absolvieren durften. Ihre politischen Karrieren finden ihr Ende, weil die Namen nie wieder auf einer Landesliste auftauchen werden. Listenabgeordnete sind die “Lenkwaffen” der Parteien in den Parlamenten. Abgeordnete, die unfolgsam sind, sind aus der Sicht der jeweiligen Partei zwangsläufig unbrauchbar. Zur Strafe entzieht man ihnen das Adelsprädikat. Das wiederum kommt einer tiefen Demütigung gleich, und freiwillig demütigen läßt sich niemand. Folglich liegt die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß die FDP-Fraktion des hessischen Landtages einen Beschluß zur Beendigung der Koalition ohne inhaltliche Diskussion in die Tat umsetzen wird. Was in der Verfassung steht, bindet ja nicht. Jeder Adelige hat sich dem Kodex des Adels zu unterwerfen – auch bei der FDP.“

„Nun sind die Wahlen in Nordrhein-Westfalen gelaufen, die SPD und die Grünen haben „gewonnen“. Die Regierungsbildung ist abgeschlossen und stolz wird verkündet, man habe dem „Wählerauftrag“ Folge geleistet. Der Wähler habe die Parteien SPD und Bündnis 90/Die Grünen beauftragt, miteinander einen Koalitionsvertrag abzuschließen und eine gemeinsame Regierung zu bilden. – Der Koalitionsvertrag wurde nach einigen Geburtswehen abgeschlossen; alles, was die Vertragsparteien nach der Wahl miteinander ausgekungelt hatten, wurde als dem Wählerwillen entsprechend verkauft. Die zuständigen Parteigremien der Koalitionsparteien segneten diese Vereinbarung ab, die Regierungsbildung in NRW konnte endlich anlaufen. – Da kann doch was nicht stimmen. So weit kann die Liebe des Souveräns zu seinen Repräsentanten nun wirklich nicht reichen; denn der Inhalt der Koalitionsvereinbarung war nämlich dem Wähler vor der Wahl nicht bekannt. Und daß die Parteien im nachhinein den Wählerwillen repräsentieren könnten, das finde ich in keiner Verfassung dieser Republik niedergelegt. Die Möglichkeit einer Verfassungsänderung durch Parteienbrauch ist mir bislang auch unbekannt. Vielleicht habe ich aber auch nur die entsprechende Vorlesung versäumt. – Kann ja sein.

Aber nehmen wir den „Wählerwillen“ einmal unter die Lupe: Rund 56% der Wähler hatten ihre Stimme abgegeben. Rund 7% davon haben sich für die Grünen entschieden. Der Rest der Wahlberechtigten hat den Grünen eine klare Absage erteilt. – Dennoch geht die Firma Bärbel Höhn & Co hin und maßt sich an, den Menschen im Lande Vorschriften machen zu wollen, weil diese das so gewollt hätten.

Obgleich anonym, ist die Wählerstimme eine rechtsverbindliche Willenserklärung. Mit ihr entscheidet der Souverän rechtsverbindlich über die Zusammensetzung seiner Vertretung für die kommende Legislaturperiode. Man kann daher unter diesem Aspekt die Kandidaturen für ein Abgeordnetenmandate als ebenso rechtsverbindliche Angebote auffassen. Aus gutem Grunde gibt es im deutschen Recht den Grundsatz, daß das Schweigen auf ein rechtsverbindliches Angebot einem klaren „Nein!“ gleichkommt. Diesen Grundsatz setzen auch Grundgesetz und die Länderverfassungen stillschweigend voraus, denn sonst hätte es für Wahlen eine abweichende Regelung getroffen.

7% von 56% der Wahlberechtigten haben den Grünen ihre Stimme gegeben. 49% der Wahlberechtigten haben mit dem Stimmzettel den Grünen eine Absage erteilt. Die Fraktion der Nichtwähler, immerhin 44% der Wahlberechtigten, haben durch ihr Schweigen ebenfalls ihre Ablehnung gegenüber den Grünen zum Ausdruck gebracht. – Ergo haben rund 94% allein der Wahlberechtigten die Politik der Grünen abgelehnt. – Da die Jugend nicht wählen darf, schrumpft  die Zustimmung – bezogen auf die Gesamtbevölkerung – auf ein geradezu unbedeutendes Maß.

Daß damit die Legitimation für den Ministerpräsidenten Wolfgang Clement auf tönernen Füßen steht, versteht sich von selbst. Jedenfalls kann er sich zur Rechtfertigung seiner Handlungen und Unterlassungen nicht auf den „Wählerauftrag“ berufen. Die Mehrheit des Wahlvolkes hat er nicht hinter sich scharen können.

Wenn man das Wort „Wählerauftrag“ in den Mund nimmt, sollte man die Landesverfassung zumindest greifbar haben. Dort ist nämlich festgehalten, daß der Landtag einen Ministerpräsidenten wählt. Der tatsächliche „Auftrag“ des Wählers richtet sich an die Abgeordneten, einen Dummen zu finden, dem sie nach ihrer freien Überzeugung das Amt des Ministerpräsidenten anvertrauen können.

Die Regierungsbildung in Nordrhein-Westfalen bietet auch ein augenfälliges Beispiel dafür, daß in unserer Republik der Souverän nicht mehr Herr im eigenen Hause ist, weil die Parteien längst in verfassungswidriger Weise die Macht an sich gerissen haben.

Die Koalitionsvereinbarung hatten zwar Landesfürst Wolfgang und seine Umweltministerin Höhn ausgekaspert; die tatsächliche Zusammenarbeit der entsprechenden Parlamentarier und die Vergabe der Ämter und Posten war aber davon abhängig, daß die jeweiligen Parteien diese Vereinbarung absegneten. Ob und wie Parlament und Regierung arbeiten können, wurde dem Willen der Parteitage unterworfen.“ ( alle Zitate aus Gerhard Altenhoff, „Der Bundesadel“ –  unveröffentlichtes Manuskript 1999-2000)

Dein Vorgänger im Amt des Pontifex Maximus der SPD, General a.D. Franz Müntefering, hatte seinerseits nach der Wahl in NRW den ebenfalls auf Fortsetzung der rot-grünen Koalition gerichteten „Wählerwillen“ in alle Welt hinausposaunt. Insbesondere hatte er seinerzeit betont, daß der „Wähler“ SPD und Grüne beauftragt hätte, eine Regierung „unter der Führung von Ministerpräsident Wolfgang Clement“ zu bilden. – Da bleibt mir die Luft weg , denn da frag ich mich und Dich doch: wenn „der Wähler“ das getan hat, durfte der Genosse Wolfgang dann so mir nichts, dir nichts seinen Posten verlassen, als Wirtschaftsminister nach Berlin gehen und dort einen weiteren Pensionsanspruch erwerben? Und bitte erläutere mir, wieso der Peer Steinbrück jetzt Ministerpräsident von NRW ist. Den kannte vor der Wahl 2000 niemand von „Wir in Nordrhein-Westfalen“. Vor der Wahl 2000 hatte die SPD den zukünftigen Weggang des Fürsten Wolfgang nicht angekündigt. Mit anderen Worten, „der Wähler“, der dem Wolfgang Clement den „klaren Regierungsauftrag“ erteilt hatte, wußte zum Zeitpunkt der „Auftragserteilung“ nicht, daß der „Beauftragte“ seinen Auftrag nicht würde ausführen können.

Der „Wählerbeauftragte“ hat ohne Not den Bettel hingeschmissen. Nach Euren eigenen Worten hatte er einen auf fünf Jahre befristeten Festauftrag. Er hat nach nicht einmal der Hälfte dieser Zeit seinen Posten verlassen. Somit  hat er das Auftragsverhältnis zur Unzeit gekündigt. Und er hat den Auftraggeber nicht gefragt, ob dieser mit der Erledigung der Auftrags durch einen Unbekannten einverstanden wäre. Dem gegenwärtigen Ministerpräsidenten des Landes NRW fehlt damit jede demokratische Legitimation. Er ist ein Usurpator.

Da Dein Kanzler sich in seiner ersten Regierungserklärung ebenfalls auf den Wählerauftrag beruft, müssen er und seine Partei in absehbarer Zeit mit einer Reihe von Kündigungen rechnen. Den „Wählerauftrag“ gibt es zwar nicht, aber zur Sicherheit kann jeder, dem ein Rechtsverhältnis angedichtet wird, dieses vorsorglich kündigen…

Und, mein lieber Olaf Scholz, mit Leuten, die ihren Posten zur Unzeit verlassen, läßt sich weder ein Krieg noch eine Wahl gewinnen. Mit dem Personal läßt sich nicht einmal die Lufthoheit der SPD über den Kinderbetten erringen. Zur Erinnerung an Deine eigenen Worte:

Wie gut, daß Du den Begriff Lufthoheit in die Debatte geworfen hast. Denn mehr als Luft-Hoheiten sind Du und Dein Kanzler nämlich nicht. Warum das so ist, erklären Dir gerne Deine „Abweichler“.

Liebe Grüße

Dein

Gerhard Altenhoff

Ausschnitt „Des Teufels General“

Nach über 200 Jahren aktueller denn je!

August 4, 2023
Doch haben sich viele in diese französischen Herrlichkeiten vergafft und stehen und staunen sie an und meinen immer noch, einmal müsse die verzauberte Prinzessin doch vor aller Augen verwandelt herausfliegen und als eine glänzende Lichtgestalt der Schönheit zu uns auf die Erde herabkommen und irdisch unter uns wandeln. Dies gewahrt man bei jeder Bewegung der Welt, besonders bei jeder neuen Bewegung in Frankreich. Da stehen Tausende in Erstaunen und gaffen, nicken, winken und verkünden: Nun wird's bald sein! Und es wird nicht, und der gleißende Frosch platzt wieder, der sich zu einem Ochsen aufblasen wollte. – Und ich habe das rechte Gleichnis gefunden und das rechte Wort für die Sache: Aufgeblasenheit. Das waren vormals andere Menschen, welche Gesetze gegeben und den Völkern die Bürgerordnung und die Freiheit befestigt haben, als die Leute von heute und von gestern sind. (...) Wir Jetztlebende – und ich meine die Franzosen und die meisten von uns – haben Ideen genug gehabt von Gesetzgebung und Staatsverfassung und Ansichten genug, ja zuviele, aber der Mäßigung haben wir gemangelt und jener stattlichen und großartigen Männertugend, welche nach der eigenen Unvollkommenheit und Gebrechlichkeit das Maß und Verhältnis der irdischen Dinge wägt und mißt, besonders der Dinge, die von dem Menschen gemacht werden, welche daher nicht mehr will, als sie wollen kann und darf. Daher die Sprünge in den Ideen und in den Werken oder vielmehr in den Proben von Werken, welche das letzte Jahrdreißig uns gezeigt hat, das Prahlerische, Unstete, Übermütige, ja Verbrecherische; denn die meisten Gesetzgeber unserer Tage mit den großen Worten und mit der hellklingenden Glocke von Freiheit und Gleichheit, durch Einbildung und Aufgeblasenheit verführt, heuchelten sich und ihr Volk besser und edler, als sie waren, und daher ist uns das Unheil gewachsen und wächst uns bis diesen Tag. (Ernst Moritz Arndt, Kleine Schriften II, Phantasien zur Berichtigung der Urteile über künftige deutsche Verfassungen, 1815, S. 74f)

Doch haben sich viele in diese französischen Herrlichkeiten vergafft und stehen und staunen sie an und meinen immer noch, einmal müsse die verzauberte Prinzessin doch vor aller Augen verwandelt herausfliegen und als eine glänzende Lichtgestalt der Schönheit zu uns auf die Erde herabkommen und irdisch unter uns wandeln. Dies gewahrt man bei jeder Bewegung der Welt, besonders bei jeder neuen Bewegung in Frankreich. Da stehen Tausende in Erstaunen und gaffen, nicken, winken und verkünden: Nun wird’s bald sein! Und es wird nicht, und der gleißende Frosch platzt wieder, der sich zu einem Ochsen aufblasen wollte. – Und ich habe das rechte Gleichnis gefunden und das rechte Wort für die Sache: Aufgeblasenheit. Das waren vormals andere Menschen, welche Gesetze gegeben und den Völkern die Bürgerordnung und die Freiheit befestigt haben, als die Leute von heute und von gestern sind. (…) Wir Jetztlebende – und ich meine die Franzosen und die meisten von uns – haben Ideen genug gehabt von Gesetzgebung und Staatsverfassung und Ansichten genug, ja zuviele, aber der Mäßigung haben wir gemangelt und jener stattlichen und großartigen Männertugend, welche nach der eigenen Unvollkommenheit und Gebrechlichkeit das Maß und Verhältnis der irdischen Dinge wägt und mißt, besonders der Dinge, die von dem Menschen gemacht werden, welche daher nicht mehr will, als sie wollen kann und darf. Daher die Sprünge in den Ideen und in den Werken oder vielmehr in den Proben von Werken, welche das letzte Jahrdreißig uns gezeigt hat, das Prahlerische, Unstete, Übermütige, ja Verbrecherische; denn die meisten Gesetzgeber unserer Tage mit den großen Worten und mit der hellklingenden Glocke von Freiheit und Gleichheit, durch Einbildung und Aufgeblasenheit verführt, heuchelten sich und ihr Volk besser und edler, als sie waren, und daher ist uns das Unheil gewachsen und wächst uns bis diesen Tag. (Ernst Moritz Arndt, Kleine Schriften II, Phantasien zur Berichtigung der Urteile über künftige deutsche Verfassungen, 1815, S. 74f)


Homo Sapiens – der war dann mal weg!

Juli 26, 2023

Die Last Generation ist im wahrsten Sinne des Wortes die letzte Generation.- die letzte Generation der Menschheit, die sich legal als Homo sapiens beschreibt und versteht. Homo sapiens bedeutet weiser Mensch. Ganz so weise, wie der Mensch glaubt zu sein, ist er indes nicht. – und zur Zeit macht der Planet Erde dem Menschen wieder einmal deutlich, dass er sich die Erde nicht „untertan machen“ kann, sondern seinerseits den Kräften des Planeten hilflos ausgeliefert ist.
Dirk Steffens Behauptung, ausschließlich wir würden bestimmen, wie es auf Erden weitergeht, ist vom Planeten glänzend widerlegt worden.
Und Wladimir Putin bestätigt jeden Tag erneut seine Existenz als das Vorführmodell des Australopithecus Superbus Prokrustes Tag für Tag aufs neue.
Die Menschheit kann froh sein, wenn die Erde es im Moment bei Bränden, Stürmen und Überschwemmungen bewenden lässt. Größere Erdbeben und auch nur mittlere Vulkanausbrüche in den nächsten Tagen und Wochen würden unsere Politiker und Journalisten vollkommen überfordern.


Der aufrechte Gang

Juli 23, 2023


Australopithecus Superbus Procrustes

Juli 18, 2023
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Charles Darwin, der Volkswagen und der Düsenjäger

Oktober 30, 2022

Was hat Charles Darwin mit dem VW Käfer und mit dem ersten Düsenjäger ME 262 zu tun? – beide sind lange nach dem Tode Darwins entwickelt worden, aber hängen untrennbar mit ihm zusammen, weil Darwin zu viel Wert auf die „Selektion“ gelegt hat. – Sein Irrtum und der bis heute in den Lehrbüchern verbreitete Glaube daran hat im 20. Jahrhundert viele Millionen Menschenleben gefordert.

„Am Markt bilden die Verkaufszahlen das Maß für die „Fitneß“ eines Produkts. Die Produktionszahlen
eines menschlichen Artefakts entsprechen dem Reproduktionserfolg eines Lebewesens.
Der VW-Käfer, dessen Rolle in der Erkenntnistheorie Sie gleich kennenlernen werden, war eines der
technischen Kinder Ferdinand Porsches. Ein anderes war der deutsche Panzer „Königstiger“. Es ist
wohl das Schicksal des 20. Jahrhunderts, daß alle technischen Entwicklungen mit der Tragik der Kriege
untrennbar verwoben sind. Dazu gehört auch die Luftfahrt:
Als kurz vor Kriegsende die Messerschmitt ME 262 erstmals ihre Nase in den Himmel hob, begann das
Jet-Zeitalter. Die ME 262 war also die „Urmutter“ aller Düsenflugzeuge.
Mit ihren „Nachkommen“ fliegen heute Millionen in den Urlaub. Andere flogen damit gen Hanoi,
Bagdad und Belgrad.
Der „Familienzweig“ der Militärmaschinen nahm wegen der Notwendigkeit des Überschallfluges die
Pfeilform an. Die Silhouetten des Jumbos und des Airbus jedoch sind nach wie vor der ihrer Urahnin,
der ME 262, verblüffend ähnlich: Tiefdecker mit Bugfahrwerk und Triebwerksgondeln unterhalb der
Tragflächen. In beiden Fällen verdrängten die Jets die Propellermaschinen fast ganz. Im internationalen
Flugbetrieb sind sie „ausgestorben“.
Die euphorischen Prophezeiungen der Luftfahrtingenieure bezüglich des relativ raschen Einstiegs in
das Überschallzeitalter erfüllten sich indes nicht. Das Versagen der Propheten erklärt allerdings noch
lange nicht, warum in der zivilen Luftfahrt das konservative Element in Konkurrenz zum
überschallschnellen „Fortschritt“ die Oberhand behielt.
Entweder stimmt mit den Autos und ME 262 etwas nicht, oder aber mit der von Darwin postulierten
Gesetzmäßigkeit der Evolution ist etwas nicht in Ordnung.
Die Ablösung des Alten durch das Neue ist nicht mit Veränderung und den selektiven Kräften des
Marktes erklärbar. Das würde nämlich voraussetzen, daß neben dem neuen Modell auch das
Auslaufmodell weiterhin produziert wird und daß der Markt nach den Kriterien alt/neu selektiert. Diese
Bedingungen sind indes nicht erfüllt, denn die Entscheidung, ob ein Produkt „ausstirbt“, liegt beim
Hersteller. Und dieser trifft seine Entscheidungen gewinnorientiert.
Er wird nach Möglichkeit nichts produzieren, was er nicht absetzen kann. Dabei spielt es keine Rolle,
ob es sich um Faustkeile, Musketen oder Kavalleriepferde handelt.
Das letzte Beispiel zeigt, daß Gewinnstreben auch bei der Züchtung von Pflanzen und Tieren die
Triebfeder des Handelns ist. Aber gerade dieser Bereich zeigt, wie sehr sich die Natur den Vorstellungen
und dem Willen des Menschen widersetzt.
„Darwin selbst hatte festgestellt, daß Haustierzüchtungen, denen man gestattet, sich ohne Selektion zu
vermehren, schon nach wenigen Generationen wieder mehr oder weniger zum Wildtyp zurückkehren.
Trotz der augenscheinlichen Vielfalt ist die tatsächliche genetische Vielfalt äußerst gering; künstlich
selektierte Merkmale sind nicht stabil. Sich selbst überlassene Hausschweine gewöhnen sich leicht an
die Freiheit, sie bekommen mehr Borsten, die Hauer wachsen nach, und die Frischlinge kommen
gestreift zur Welt. Man hat über 100 Goldfischvarietäten, mitunter groteske Formen mit Auswüchsen
am Kopf und hervorquellenden Augen, in einem Teich ausgesetzt. Man ließ sie unbehelligt und sie
nahmen bald wieder ihre ursprüngliche Gestalt an.“1
„Zudem zeigt die Tierzucht auch die Grenzen des Variation- Selektionsprinzips auf. Trotz aller
Unterschiede bleiben Hunde Hunde, auch wenn man sie kreuzt oder wenn man Wolfsbastarde züchtet.
Auch die durch Domestikation hervorgebrachten Rassen von Katzen, Tauben und anderen Arten
gehören nach wie vor zur Spezies ihrer Vorfahren. Den Züchtern sind die Grenzen ihres Wirkens durch
das Reservoir an Variationen, das in der Spezies vorliegt, vorgegeben“.2
Der Zwang, bei der Züchtung eine Auswahl treffen zu müssen, offenbart die Neigung der Natur zur
Vielfalt. Zuchtrassen leiden trotz augenfälliger Unterschiede unter genetischer Verarmung. Das aber
kann nur ein Indiz dafür sein, daß die genetische Differenz zwischen dänischer Dogge und Dackel im
Bereich dessen liegt, was man Nuance nennt.

Fußnote
1 vgl. Wesson, Chaos, Zufall und Auslese in der Natur, 1995, S 223f
2 Wesson S 221f

Darwin kannte aus eigenem Erleben die Tätigkeit von Tier- und Pflanzenzüchtern. Er hat gesehen, daß
bei jeder neuen Generation eine Veränderung gegenüber der vorangegangenen eingetreten war.
„Darwins Schlußfolgerung, daß nämlich solche Veränderungen grenzenlos weitergehen können und die
Natur auf diese Art über Millionen von Jahren all die verschiedenen Gattungen, Familien, Klassen und
so weiter hervorgebracht hat, drängt sich geradezu auf.“3 Der Mensch spielt, wie wir gesehen haben,
bei der bewußten Züchtung eine höchst aktive Rolle. Er wählt aus dem „Angebot“, das ihm die Natur
unterbreitet, die Individuen aus, die er für seine Zwecke als besonders passend ansieht. Nicht nur zu
Darwins Zeiten war es üblich, unerwünschten oder „unbrauchbaren“ Nachwuchs in einer Zucht
kurzerhand zu beseitigen. Ist es daher verwunderlich, daß er der Selektion die Hauptrolle im
Naturgeschehen zudiktierte?
Es ist also das mechanistische Weltbild, das kartesianische Denken jener Zeit, das Darwin bei der
Abfassung seines Werkes im Kopf hatte. Die Anschauung einer Welt, in der Ventile den Dampfdruck
regulierten und in der geglaubt wurde, wer die Hand am Regler habe, könne die Welt beherrschen.
Bezüglich der Kulturpflanzen und Haustiere hatte der Mensch den Regler in der Hand. – Den Zynismus,
den menschliche Züchter auch heute noch gegenüber „lebensunwertem“ Leben an den Tag legen,
projizierte Darwin auf das Wirken in der Natur. Unter diesem Aspekt nimmt es also nicht wunder, daß
Darwin den Schwerpunkt auf das Wirken der Selektion legte und die Lehre vom „survival of the
fittest“ begründete. Die Elemente der Darwisnschen Evolutionslehre entprechen dem damaligen
Weltbild. Es ist demnach vollkommen klar, daß bis heute Fragen offen sind, die sich mit dem Wirken
der Selektion nicht erklären lassen.

Fußnote
3 Wesson S 221

Druckversion https://c.web.de/@401041998330468858/YSeIC1bdT2SevCqjBStrSQ


Putin ist die „Number One“

Oktober 25, 2022


Die Max-Planck-Gesellschaft verleugnete die Erkenntnisse ihres jüngsten Nobelpreisträgers

Oktober 25, 2022


Scholz und sein Machtwort

Oktober 22, 2022

Da hat der Kanzler wohl auf der Universität und beim Repetitor nicht gut  aufgepasst:
Er ist nicht Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt über die Bundesminister. Nach Art. 65 Satz 3 GG  entscheidet über Meinungsverschiedenheiten zwischen den Bundesministern die Bundesregierung, und zwar als Kollektiv. Wegen der im Grundgesetz niedergelegten Eigenverantwortlichkeit der Minister übrigens die vom Grundgesetz einzig zugelassene „Kabinettsentscheidung“. – Die aber wurde im Streit zwischen Harbeck und Lindner offensichtlich nicht gefällt.
Der „Regierungschef“ sprach ein „Machtwort“ und alle, bis hinab zum kleinsten Abgeordneten der „Ampel“ blickten hinauf zum „Großen Vorsitzenden“ des „Bundeskabinetts“.
– Albrecht Dürer hat die Ehrfurcht der politischen Klasse auf den Punkt gebracht: https://www.albrechtdurer.org/de/betende-hande/
Das „Machtwort“ stützt sich angeblich auf die „Richtlinienkompetenz“, die dem Bundeskanzler angeblich zukommt und die ihn zum „Basta“ ermächtigen soll. –
–  Nach meinem Verständnis sind Richtlinien sinnvoll, zielführend und festgelegt, bevor gehandelt wird. Man kann sie nicht nur vergleichen, sondern direkt gleichsetzen mit der Aufbauanleitung eines IKEA- Möbels: festliegend, sinnvoll und zielführend, aber nicht verbindlich. Selbstverständlich könnte IKEA unter Hinweis auf seine zweifellos existierende „Bauanleitungskompetenz“ die Bauanleitung für sein weltberühmtes Billy-Regal jederzeit ändern. Aber das wäre weder sinnvoll noch zielführend. – Mit anderen Worten: die Richtlinien der Politik müssen spätestens bis zur Übernahme der Regierungsgeschäfte festgelegt sein. Anders macht es keinen Sinn.
Aus der Sicht des FC Bayern München gesehen ist der Gebrauch der angeblich vorhandenen Richtlinienkompetenz während der laufenden Regierungszeit so etwas wie das Ändern der Spielregeln während eines Pokalspiels zwischen dem FC Bayern und Fortuna Düsseldorf, bei dem der FC zu unterliegen droht; und zwar durch den FC! – Daß das nicht geht, dürfte jedem unmittelbar einleuchten.
Das sogenannte „Machtwort“ von Olaf Scholz und das gemeinsame Strammstehen der Minister Habeck und Lindner vor laufenden Kameras erinnern mich doch sehr, sehr stark an das, was ich seinerzeit als Rekrut der Bundeswehr zuerst lernen musste:
Der Befehl ist die Anweisung zu einem bestimmten Verhalten, die ein militärischer Vorgesetzter einem Untergebenen mündlich, schriftlich oder in sonstiger Weise mit Anspruch auf Gehorsam erteilt.“
Sie werden mir wohl darin zustimmen:  Es ist unverkennbar,  dass die sogenannte Ausübung der ‚Richtlinienkompetenz‘ eines gewissen Herrn Olaf Scholz in dieser Sache am Wortlaut und am Geist des Grundgesetzes meilenweit vorbei geht.
„Bubi II. Olaf“ maßt sich Befugnisse an, die er nicht hat und die ihm nur eine Verfassung nach Art. 146 GG zubilligen könnte!  – Auch Olaf Scholz ist nichts anderes als ein wandelnder Geßlerhut. https://advocatusdeorum.wordpress.com/2011/08/23/damhirsch-light-wulff-und-die-luft-hoheit-des-gaddafi/
Und die Medien, allen voran Funk und Fernsehen, machen die Verbeugung vor dem Hut auf der Stange kritiklos mit.